Lebendig - Vier Leben Hermann Grollmann M.A.

Hermann Grollmann M.A.
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Bewegte Jahre - lebend(ig)e Liturgie
In den 60er Jahren tat sich was in der Musik, auch in der geistlichen Musik. Vor und nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil war viel in Bewegung. 1960 wurde der erste "Jazzgottesdienst" in Deutschland durchgeführt. 1961 komponiert Martin Gotthard Schneider "Danke für diesen guten Morgen" und im Jahr darauf "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt". Der Musikwissenschaftler Hans Puls gestaltete Jazzgottesdienste und schrieb die Melodie zu "Hilf Herr meines Lebens" (1962). 1962 gründet Kurt Rommel "Kinogottesdienste" mit bis zu 2.000 Besuchern und schrieb Kirchenliedklassiker wie "Herr gib uns Mut zum Hören" (1964) oder "Lass uns in deinem Namen Herr" (1965). Der Kirchenmusiker Oskar Gottlieb Blarr, der bei Bernd Alois Zimmermann Komposition studiert hatte und später Honorarprofessor an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf wurde, gestaltete in den 60er Jahren in der Neanderkirche und Leo Schuhenn in Duisburg Jazzgottesdienste, letzter übertrug Spirituals und Gospels in die deutsche Sprache und galt als ein "Vater der Jazzmessen". Renommierte Kirchenmusiker wie Rolf Schweizer schrieben ab 1962 NGL's ("Singet dem Herrn ein neues Lied, denn Er tut Wunder") und Heino Schubert (seit 1961 Domorganist in Essen und Mitherausgeber des ersten Essener Hallelujabuch von 1972) ebneten den Weg für Spirituals ("Amen") und neue Lieder für den Gottesdienst. Duke Ellington schuf 1965 sein "Concert of a Sacred Music" und ließ 1968 und 1973 zwei weitere folgen. Leonard Bernstein komponierte 1971 die "Mass" als Musiktheaterstück. Peter Janssens, von Bühne und Theater herkommend, war 1966-1975 musikalischer Leiter der Bad Hersfelder Festspiele und komponierte "Mit lauter Stimme ruf ich zum Herrn" (1965) sowie "Unser Leben sei ein Fest" aus dem Zyklus "Wir haben einen Traum" (1972). In Mülheim an der Ruhr erschienen verdeutsche Negro Spirituals. "Du Herr gabst uns dein festes Wort" (1964) oder "Immerfort will ich singen" (1967) inspirierten Pfarrer, Chöre und Kirchenmusiker mit oder ohne Examen und gelangten unmittelbar nach dem Erscheinen in das Repertoire der dynamischen Gemeinden im Bistum Essen. Das in meinem Geburtsjahr 1958 neugegründete Bistum Essen mischte ganz vorne mit.
Jazz, Negro Spirituals und Neue Geistliche Lieder
1972 ließ mein Vater aus Mitschnitten der vergangenen Jahre neben Werken von Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart und deutschen Kompositionen mit Gemeindebeteiligung auch Negro Spirituals auf die Schallplatte des Knaben- und Männerchors St. Michael Essen pressen. "Negro Spirituals" sind die Wurzel und öffneten den Weg zum Gospelzeitalter in den Kirchen. Das war in den 60er Jahren alles andere als selbstverständlich. Der Kölner Kardinal Frings untersagte 1965 die Verwendung von Jazz, Negro Spirituals und 'geistlichen Schlagern' (= Neue Geistliche Lieder) in der Kirche und 1966 sprach sich auch die Deutsche Bischofskonferenz gegen diese Art von Musik aus, ohne die heute in den Kirchen beider Konfessionen Gottesdienste bei Jung und Alt kaum mehr denkbar wären. Am 21.7.1983 fühlten sich konservative Kirchenmusiker berufen, in der FAZ einen Artikel zur Musik beim 87. Deutschen Katholikentag in Düsseldorf mit der Überschrift "Kitsch in der Kirche?" zu platzieren.

Mit Freudensprüngen will ich singen
"200 zweistimmige Sätze zu bekannten und weniger bekannten Neuen Geistlichen Liedern für Kirche, Schule, Familie und Gemeindearbeit, für Kinder-, Jugend- und Frauenchöre oder kleine gemischte Ensembles. Eine glückliche Synthese von Klang und qualitätsvoller Bearbeitung bis hin zur Textausdeutung. Die reizvollen, leicht singbaren, niveauvollen und schön klingenden Sätze eröffnen eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten, ob zweistimmiger Chor, Solostimme und Chor oder Instrumentalstimme mit Chor. Ob mit oder ohne Begleitung. Mit diesen Sätzen ist eine abwechslungsreiche, spannende und kreative Gestaltung neuer geisticher Lieder möglich. Sämtliche Sätze sind mit Harmoniebezeichnungen versehen für die Begleitung mit Gitarre oder Tasteninstrumenten und haben sich im praktischen Einsatz bewährt. Die Thematik dieses Buches, das sicher ein Standardwerk werden wird, umfaßt das ganze Kirchenjahr und bietet Lieder für nahezu alle Gelegenheiten. Ein Liederbuch, auf das viele lange gewartet haben" (Buchdeckeltext 1997).

Das Liederbuch ist seit vielen Jahren ausverkauft und wird gebraucht gehandelt.
Selig seid ihr (Doppelchor) - Neue Geistliche Lieder
Dankbar bin ich, dass ich "Piet" Janssens kurz vor seinem Tod intensiv bei mir zuhause und bei ihm in Telgte begegnen und mich mit ihm austauschen konnte. Den Abschluss der Würzburger "Rock my Soul"-Veranstaltung (1997) in der Liebfrauenkirche bildete meine große doppelchörige Version (1994) zu Peter Janssens "Selig seid ihr" mit ihm und seiner Band im Altarraum, Kantor Christoph Kruyer und dem großen Chor auf der Empore und mir an der Orgel, ein volltönendes und unvergessliches Gemeinschaftserlebnis. Dankbar bin ich, dass Bernward Hoffmann 21 meiner Lieder in der 3. Auflage des Würzburger Troubadour veröffentlichte (1999), darunter auch die bekannten Songs "Füllt die Krüge mit Wasser", "Himmel und Erde werden vergehen" und "Heiliger Geist komm über uns". Im Vorwort von 1983 schrieb er: "1969 spürte auch ich zum ersten Mal diesen frischen Wind des Konzils. Es war bei einem Gruppengottesdienst im Kloster Mariannhill in Würzburg. Lieder, wie ich sie noch nie im Gottesdienst gehört hatte, persönliche Gebete, ein lebendiges Predigtgespräch". Mein Pfarrer in Köln schrieb vor der hauptberuflichen Zeit als Kirchenmusiker: "In unserer Gemeinde finden in unregelmäßigen Abständen Gemeindesingstunden statt mit Einüben und Neueinstudierung von Liedern und Kehrversen aus dem Gotteslob, aber auch Gesängen, die im Wechsel mit dem Kirchen- bzw. Kinderchor gesungen werden. [] Die Gemeindesingstunden stehen unter der Leitung unseres Organisten, Herrn Hermann Grollmann. [] Herr Grollmann ist auch Mitglied im Liturgieausschuß; dabei ist ihm die Leitung der musikalischen Gestaltung der Gottesdienste anvertraut" (Köln-Lindenthal 11.8.1982). Mein Bruder Thomas spielte Trompete und Schlagzeug. Als 1983 der Würzburger Troubadour erstmals und das Essener Hallelujabuch in der 3. Auflage erschien, hatte ich schon 14 Jahre Erfahrung mit rhythmischen Liedern, Jazz und Gospel. Sie waren fester Bestandteil meines Erfahrungsspektrums im Elternhaus und zu Beginn meines Lebens in der Kirchenmusik.
Halleluja-Liederbuch
Das "Halleluja - Liederbuch für junge Christen" wurde - im Gegensatz zum Troubadour bis heute - schon damals (1976) vom Essener Bischof Franz Hengsbach für den Gottesdienst empfohlen. Dezidiert ist im Impressum zu lesen: "Herausgeber: Bistum Essen. Nach § 46 Abs. 1 des Urheberrechtsgesetzes ist dieses Liederbuch für den Gebrauch im Gottesdienst bestimmt". Lebendigkeit, Vielfalt, Versöhnung, guter Wille, Toleranz und Respekt kommen im Vorwort zum Ausdruck: "Gotteslob" und "Halleluja" stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Sie ergänzen sich vielmehr in dem Bemühen, das Gotteslob bei jung und alt zu fördern" (Geleitwort). Sehr bewusst und im kooperativen Miteinander wurden vor mehr als 40 Jahren Musikstile und Aktive gleichberechtigt nebeneinander gestellt und auf Seite 4 die Domsingknaben im Essener Münster gezeigt.
Lebendige Liturgie
"Unter der Leitung von Kantor Grollmann gab der Kirchenchor St. Agatha im Dezember 1984 sein erstes Konzert. Aufgeführt wurde die Krönungsmesse für Soli, Chor  und Orchester KV 317, Laudate Dominum KV 339, Exultate, jubilate KV 165 von Wolfgang Amadeus Mozart. Hauptaufgabe des Chores aber war und ist die liturgische Gestaltung der Gottesdienste. So sang der Chor von Dezember 1984 bis Dezember 1985 23mal in Gottesdiensten. Im Hinblick auf das Bach- und Schützjahr standen Chorwerke und Motetten dieser beiden Komponisten im Mittelpunkt. Ebenfalls kamen u.a. Werke von Palestrina, Cleuver, Sabel, Händel und Goller zur Aufführung. Das umfangreiche Programm des Chores ist nicht zuletzt auf die aktive Teilnahme aller Chorsänger und den großen Einsatz seines Leiters, Kantor Grollmann, zurückzuführen" (Ruhr-Nachrichten 13.6.1986).
h e r m a n n g r o l l m a n n
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